Ein Chor mit vielen Freiheiten

KONZERT Das Studentenensemble Troubadix’ Erben vergnügte mit Pop, Rock, Gospel und Spirituals
Bericht im Kölner Stadtanzeiger vom 01.08.2013

VON MARIANNE KIERSPEL

Sülz. Es ist heiß. Die fast 60 Sängerinnen und Sänger bringen große Wasserflaschen mit auf die Bühne der Katholischen Hochschulgemeinde. Doch schadet die Hitze offenbar weder dem Gesang noch der Konzentration. Der Chor mit dem witzigen Namen Troubadix´ Erben – benannt nach dem schräg singenden Barden aus der Asterix-Comic-Reihe – ist besser denn je.

Er gibt zum Semesterabschluss wieder zwei Benefizkonzerte für Jugendprojekte, diesmal für das Kinderhospiz Balthasar und das Begleit-Netzwerk Rock Your Life.

Der Blick für die Lage Schwächerer hat ebenso Tradition wie der bewährte Konzertablauf: Zwei Chorblöcke umrahmen ein Intermezzo für kleine Gruppen mit Solisten wie etwa Angelika Üpping, Lisa Rott und Alexander Richard. Sie vergnügen als Sänger, Begleiter, gewitzte Ansager und auch mit schöpferischem Talent wie jetzt Sverin Rotermund. Der Titelsong „It’s a Miracle“ von Queen hat über das Thema „Wunder“ die Fantasie auf Touren gebracht. Mit einem Bühnenbehang aus schillernden CDs empfängt schon das Dekoteam das große Publikum der Premiere. Das Programm unterhält abwechslungsreich mit Rock, Pop, Gospel. Und vor allem hat der Studentenchor, den Eike Leipprand seit vier Jahren leitet, an Kompetenz gewonnen.

Mit dem sängerischen Niveau wächst zugleich die Freiheit bei der Stückauswahl. Leipprand, Student der Musikhochschule, beweist ein Ohr für effektvolles Arrangieren. Diese Kunst beherrscht zum Beispiel sein Professor Stephan Görg, der den Hochschulchor Vocal Journey gegründet und zu einem Spitzenensemble gemacht hat. Görgs Arrangement „Skyfall“ ist diesmal das glänzende Finalstück.

Troubadix’ Erben zeigen sich auch gut genug für die pfiffige „Open Invitation“, die Darmon Mead für das Meisterquartett New York Voices arrangiert hat. „Du zweite Wahl“ von Maybebop, arrangiert von Oliver Gies, überrascht wieder mit einem originellen Thema. Das Lied besingt einmal nicht die Traumfrau oder den
Traummann, nicht die Taube auf dem Dach, sondern den Spatz in der Hand.

Manches Stück hat der Chor schon länger im Repertoire und jetzt aufpoliert. Dazu gehört „The Battle of Jericho“ im mitreißenden Arrangement von Moses Hogan (1957-2003), dem Höhepunkt des Programms. Der Afro-Amerikaner bewahrt die ursprüngliche Kraft des weltbekannten Spirituals. Sein A-cappella-Satz schielt nicht nach Popmoden mit öden Weichzeichnern. Vielmehr inszeniert er eine wahre Schlacht. Und zugleich intensiviert er die Hoffnung auf ein Wunder. Hogan verlangt scharfe Textartikulation. So klingt das Chorstück schlagkräftig, zugleich beharrlich und wunderbar frisch.

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