Die Sache mit den Vorsätzen

Bericht in der Kölnische Rundschau vom 02.03.2017

Von Hans-Willi Hermans

KLETTENBERG. Radfahren statt rauchen, Salat statt Schokolade und Spiegel statt Playboy: Super Vorsätze eigentlich - nur ob das mit der Umsetzung auch funktioniert wie vorgesehen, ist leider alles andere als sicher. Die rund 60 Sänger und Sängerinnen des Studentenchors Troubadix' Erben klangen in den Versen des Lieds "Keine halben Sachen" von Roger Cicero zwar wild entschlossen, doch der Refrain ließ Fragen offen: "Keine halben Sachen mehr, Ich werd' ein völlig neuer Mann, und ich fang gleich morgen damit an." Ob das was wird?

Heute jedenfalls sind die Verlockungen irgendwie immer zu groß, wie schon das Motto über den beiden traditionellen Semesterabschlusskonzerten des Chors in der Aula der Katholischen Hochschulgemeinde verriet. "Das Leben gibt einen aus", lautete es nach einer Zeile aus dem Stück "Aufstehn" der kultigen Berliner Reggae- und Dancehall-Band Seeed. "Dabei muss der Chor eher cool als schön singen", erklärte Chorleiter Eike Leipprand. Bei Strophen wie "Jau, die Nacht ist vorbei, die bösen Geister sind weg, Ich kipp' dich aus'm Bett und mach Kaffee der tote Tanten weckt, Sind schön angezeckt, löschen unser'n Brand mit Sekt, Und fahr'n an Strand - das Leben fiebert" geht man in der Tat mehr aus sich heraus als bei Ciceros frommen Vorhaben.

Aber auch mit besinnlichen Balladen konnten die Erben wieder glänzen. Einzelne Mitglieder meisterten überzeugend schwierige Solo-Parts bei Stücken wie "I Can't Make You Love Me", ein Song der durch Adele bekannt geworden ist, oder beim sehnsüchtigen "Winter" von Tori Amos. Den Winter hatte der Chor, der normalerweise einmal pro Woche gemeinsam übt, kürzlich in der Eifel bei einem intensiven Probenwochenende in Jünkerath erlebt. Dort lag nämlich Schnee: "Dann haben wir gleich eine Schneeballschlacht gemacht, bei der leider ein Mitglied seinen Ehering verloren hat", erzählte Leipprand, der den Chor seit sieben Jahren leitet. Auch Metalldetektoren halfen nicht weiter, der Ring wurde verloren gegeben, bis ihn kurze Zeit später ein Kind beim Spielen fand. So konnte er wieder dem glücklichen Besitzer übergeben werden.

Um einen Ring der etwas anderen Art geht es - unter anderem - in der Film-Trilogie "Hobbit", aus dessen Soundtrack das Stück "Misty Mountain" stammt. Ein Sänger-Quintett gab es im Rahmen des schon traditionellen Zwischenspiels, bei dem kleinere Gruppen von Mitgliedern zwischen den großen Chor-Blöcken Kostproben ihres Könnens geben.

Mit der großen Besetzung, das ist klar, wurden kölsche Tön' wie "Et jitt kein Wood" von Cat Ballou angestimmt, denn hier werden ja auch die Gefühle schnell mal überdimensional: "Ich ben Lokalpatriot, Met stolzer Bross ming Fahn schwing rud un wieß, Alle wolle noh Berlin, erus en de große Welt, Doch mich kriss de hee nit fott, Ich kann nit sage, wat mich hee häld." Die einheimischen Songs wurden mit besonders großer Begeisterung von den Zuhörern im voll besetzten Saal aufgenommen.

Ein kölsches Hätz bewiesen Troubadix' Erben auch wieder. Eintritt wurde nicht erhoben, eine Spende war jedoch willkommen. Der Erlös geht in diesem Jahr an den Deutschen Kinderhospizverein.

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