Jeden Moment „on fire“

Der Sülzer Chor „Die Erben“ begeisterte mit einem zweistündigen Programm aus Rock, Pop und Jazz
Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 14.02.2019

von Roland Meurer

Als stolze Drittplatzierte ist der junge Sülzer Chor „Die Erben“ aus dem letzten WDR Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“ hervorgegangen. Mit zwei Live-Konzerten zum Semesterabschluss kehrte das Ensemble nun aus den Fernsehstudios zurück auf die gewohnte Bühne der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Rund 800 alte und neue Fans erlebten vor Konzertbeginn in einem Videozusammenschnitt noch einmal den Werdegang ihres Lieblingschores bei der WDR-Show, von der Bewerbung bis ins Finale. Die Teilnahme und die Ereignisse der letzten Wochen und Monate hätten bei den rund 70 Sängerinnen und Sängern tiefe Eindrücke hinterlassen, erzählt Chorleiter Eike Leipprand.

Die Proben seien von dem aufregenden Wettbewerb geprägt gewesen. Vier Songs hatten die Erben bei ihren Auftritten im Fernsehen präsentiert. Vier Songs, die sie auch jetzt neben anderen Erfolgstiteln aus Rock, Pop, Jazz und kölschen Tönen dem Publikum noch einmal präsentierten. „Weggefährten“ hatte der Chor sein knapp zweistündiges Konzertprogramm genannt, bei dem neben Fan-Plakaten aus den Sendungen („Ohne Erben keine Zukunft“) Fotos von aktiven und ehemaligen Sängern die Aulawände schmückten. Dazu Fußspuren aus Papier, die einen Weg symbolisieren sollten, den der Chor bereits gegangen ist oder noch gehen wird. Dass sie trotz oder gerade wegen der medialen Aufmerksamkeit „Keine halben Sachen“ (Roger Cicero) machen und „Immer noch do sin“ (Kasalla), macht den ehemaligen Studentenchor der KHG, der seit knapp zwei Jahren als Chorverein selbstständig ist, sympathisch. Ob mit Mark Forsters „Sowieso“, Rammsteins „Engel“ oder Bon Jovis’ „Livin’ On A Prayer“: Die Erben sind präsent, lebendig, rhythmisch im Takt und in jedem Moment „on fire“, wie es ein Jurymitglied seinerzeit beim Wettbewerb formuliert hatte.

Lupenreinen A Cappella-Gesang, zeigten die Akteure beim romantischen Maybebop-Liebessong „Ich Seh Dich“. Viel Rhythmusgefühl beim rockigen Titel „Bones Of You“ von Elbow, den die hauseigene Band mit Jakob Traxl (Schlagzeug), Benjamin Plück (Gitarre), Katharina Wolf (Bass) und Daniel Pottgütter am Klavier souverän begleitete. Beim traditionellen Zwischenspiel, bei dem der Chor eine kurze Verschnaufpause einlegt und Instrumental- und Gesangssolisten aus den eigenen Reihen ins Spiel kommen, setzten die Akteure diesmal aufs „Falsche Pferd“ (Bodo Wartke) oder zeigten im Song „Guacamole“ der Comedy-Band Das Lumpenpack, dass Partys nicht mehr so sind wie früher.

Zum Schluss sorgte die kölsche Zugabe mit Cat Ballous „Et jit kei Wood“ für stehende Ovationen und lange anhaltenden Beifall. Die nächsten Konzerte der Erben sind für den 5. und 6. Juli 2019 in der KHG geplant. Außerdem soll es einen gemeinsamen Auftritt mit „Bonn Voice“, dem Sieger der WDR-Show „Der Beste Chor im Westen“, im Bonner Pantheon geben.

Neue Mitglieder, die bei den Erben mitsingen möchten, können nur zu Beginn eines Semesters aufgenommen werden. Die Aufnahmekapazitäten seien begrenzt, die Liste von Interessenten lang, sagte Chorleiter Leipprand. Dennoch: „Die Erben suchen händeringend Tenöre.“

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